Wittstock contra Industriehuhn

Mit einem Bauvorhaben für 330.000 Masthähnchen möchte die zum Teil zur Unternehmensgruppe Rothkötter gehörende “Prignitzer Broilermast GmbH” einen weiteren Megastall durchsetzen. Die Bürgerinitiative “Wittstock contra Industriehuhn” konnte sich mit der Unterstützung des NABU dagegen bisher erfolgreich zur Wehr setzen. Zwar konnte sie 2016 einen Erfolg vor dem Verwaltungsgericht erzielen, jedoch rechnen die Aktiven damit, dass ihr Verfahren in den kommenden Jahren durch alle Instanzen vor Gericht geht.


Keine 330.000 Masthähnchen in Groß Haßlow!

Wegen ihrer Größe und der Konzentration ähnlicher Anlagen in der Region ist die Anlage “Groß Haßlow” ein eindeutiges Beispiel dafür, was Tier- und Umweltschützer mit “Massentierhaltung” meinen. Zunehmend werden derartige Megaställe in der Region gebaut. Dies geschieht meist ohne ausreichende Beteiligung von Anwohner*innen und Umweltverbänden. So verwandelt sich Landwirtschaft in eine von Konzernen bestimmte Agrarindustrie.

 

Bereits 2012 hatte das Landesumweltamt Brandenburg (LfU) zunächst eine Genehmigung für die Anlage mit 380.000 Tieren erteilt. Zwischen Groß Haßlow und Schweinrich werden seit 2014 acht Ställe (2.000 m2) für je 41.000 Masthähnchen gebaut. Damit hätte der Betreiber bei 7-8 Mastgängen pro Jahr jeweils innerhalb von 35-42 Tagen jährlich gut 2,4 Millionen Tiere auf ein Schlachtgewicht von 1,6 KG gemästet. Die Betreiber entschieden sich jedoch, das Konzept der bereits genehmigten Anlage zu ändern und auf die sogenannte Langmast umzustellen: Nun sollen 330.000 Tiere innerhalb von 42 Tagen auf jeweils 2,6 KG gepäppelt werden.

 

Für die Anlage bedeutet das in der Summe eine Vergrößerung um ein Viertel, da sich das Tiergewicht entsprechend erhöht. Die Anlage hätte massive Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt. Sie befindet sich nur 1,5 km vom Dranser See entfernt, welcher wegen seines geringen Nährstoffgehalts zu den ökologisch besonders wertvollen Klarwasserseen zählt. Ohnehin liegen 50% der Brandenburger Klarwasserseen in der Hauptwindrichtung der bestehenden und geplanten Hähnchenmastanlagen rund um Wittstock. Auch andere Gefahren werden bei Bauvorhaben wie diesem regelmäßig unterschätzt: Allergische Erkrankungen durch Milbenkot, Streu und Stäube, Ausbreitung von antibiotikaresistenten Bakterien (MRSA), Biotoxin und Aerosole in der Abluft oder im als Wirtschaftsdünger ausgebrachten Tierkot.

 

Rund um Wittstock bestehen bereits gigantische Hähnchenmastanlagen. Allein die Anlagen “Jabel” und “Schwarz” haben zusammen 800.000 Hähnchenmastplätze. Die Anlagen in Alt Daber (450.000 Tiere) und Gumtow (400.000 Tiere) konnten verhindert werden. In Könkendorf (324.000 Tiere) und Groß Haßlow (330.000 Tiere) stehen weitere Anlagen bevor. Die Bürgerinitiative “Wittstock Contra Industriehuhn” hatte sich 2013 gegründet, um Massentierhaltung in der Region Wittstock Einhalt zu gebieten. Sie konnte bereits durch massiven Druck von Bürgerinnen und Bürgern die geplante Anlage in Alt Dabern mit 450.000 Hähnchen verhindern.

Die Bürgerinitiative klagt derzeit gegen die ursprünglich nur für ein Jahr erteilte und dann verlängerte Genehmigung. Denn mittlerweile hat sich nicht nur das Konzept, sondern auch die Rechtslage wesentlich geändert und eine Genehmigung wäre zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr erteilt worden. Die Anlage ist nach neuer Rechtslage nicht mehr “privilegiert”, im Außenbereich einer Gemeinde errichtet werden zu dürfen. Dazu müßte sie bei ihrer Größenordnung mindestens 50% des benötigten Futters auf eigenem oder gepachtetem Land anbauen können.

 

Die Chancen, die Anlage endgültig zu verhindern, stehen gut. Dennoch ist abzusehen, dass die Betreiber bis in die letzte Instanz gehen könnten. Deshalb steht der Bürgerinitiative noch ein langer und vor allem kostspieliger Weg bevor.

 

Kontakt zur Bürgerinitiative:

www.industriehuhn.de

 

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